Eine Villa im Stil der Klassischen Moderne

Annika Freese Annika Freese
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Die Architektur, die man gemeinhin unter dem Begriff der Klassischen Moderne zusammenfasst, ist vor allem durch asketische Schlichtheit gekennzeichnet. Klare Linien, rechtwinklige Formen, viel Glas, Stahl und Beton charakterisieren die in dieser Manier entworfenen Gebäude in ihrer inneren wie äußeren Erscheinung. 

Das Architekturbüro Sauer-Scholta hat eine kubistische Villa entworfen und realisiert, die den oben genannten Prinzipien treu bleibt und gerade durch ihren Mut zu Klarheit und ungewöhnlichen Lösungen eine ganz besondere Eleganz ausstrahlt.  Zusätzlich hat die Architektin Annette Sauer-Scholta – selbst eine Absolventin der bekannten Bauhaus-Universität zu Weimar – durch verschiedene moderne Elemente im Bau ganz individuelle Akzente gesetzt, die sich harmonisch in das funktionalistische Gesamtkonzept einfügen. Die Villa ist ein Massivbau aus Stahlbeton und Sandstein, sie verfügt über 235qm Wohnfläche und 85qm Nutzfläche und ist barrierefrei.

Wir haben mit Annette Sauer-Scholta gesprochen und uns die Idee hinter der Architektur – die mit ihrer klaren Formen- und Farbensprache eindeutig auch ein Statement ist – etwas näher erläutern lassen.

Kubistische Hausform

Auch wenn der kunsthistorische Begriff des Kubismus sich nicht so ohne Weiteres auf die Architektur übertragen lässt, sehen wir hier ganz deutlich die an klaren, geometrischen Linien orientierte Form der Fassade, die einen Kubus formt. Das Haus ist dabei kein Einzelgebäude sondern befindet sich in einem Wohnpark, in dem zwölf weitere Gebäude im Stil der klassischen Moderne stehen. Die Kubatur des Gebäudes erregt Aufmerksamkeit und sorgt für einen deutlichen Eindruck davon, was die Architektur der klassischen Moderne charakterisiert: Es geht um Minimalismus und Funktionalismus, die berühmte Maxime form follows function – also die Form folgt der Funktion – findet hier eine konsequente Umsetzung. Und auch die Materialwahl in Form von Stahl, Glas und Beton mit den dazugehörigen Farben ist ein stilbildendes Element. Gut zu sehen ist auf diesem Foto die Dachterrasse, die sich an Bad und Schlafbereich anschließt, und durch ihre Konstruktionsweise die gewünschte Diskretion bietet. Außerdem erkennen wir die elektrisch betriebene Verschattungsanlage in Form von Rollläden vor den großen Glasschiebeelementen, die wiederum die massive Fassade auflösen. Bei geöffneten Fenstern verwischt auf diese Weise die Grenze zwischen innen und außen – ebenso wie im Eingangsbereich die Grenze zwischen den beiden Geschossen aufgelöst wird.

Der Garten im arrondierten Außenbereich wurde im Übrigen in enger Zusammenarbeit mit einer Landschaftsarchitektin gestaltet und konzeptionell an die Hausarchitektur angelehnt, wie sein puristisches Design unschwer erkennen lässt.

Aufgelöste Fassade

Die Geschossigkeit des Hauses wird durch verschiedene Elemente aufgelöst. Ein besonders auffallendes Detail ist hier der Eingangsbereich mit seiner Glasfassade, der mit unterschiedlichen konstruktiven Kunststückchen – wie die Architektin Sauer-Scholta sie nennt – besticht. Hier geschieht eine Trennung in der Senkrechten – die Tragkonstruktion aus Pfosten wirkt massiv, vermittelt jedoch gleichzeitig durch die horizontale fensterartige Öffnung Luftigkeit und löst mit dieser ein weiteres Stilelement auf. 

Die fast drei Meter hohe und 1,20 Meter breite Hauseingangstür befindet sich in einer Ebene mit der umgebenden Glasfront, was durch eine sogenannte Pfosten-Riegel-Konstruktion erreicht wird, die die Tür nahezu schwingen lässt. Die Stufen und der gesamte Außenbereich sind mit sehr großformatigen Betonplatten gepflastert, die Linien der Fugen setzen sich im Innenbereich fort und auch die Linien des Türrahmens sind nach oben weitergezogen, um auf diese Weise die Überhöhung des Eingangsbereiches zusätzlich zu unterstreichen.

Galerie im Eingangsbereich

Nicht nur außen, auch im Innenbereich finden wir die für die Immobilie und ihren Baustil im Allgemeinen typische Auflösung der Geschossigkeit. Das zum Teil unterkellerte Haus nutzt auch im Wohnbereich die Möglichkeiten aus, die seine Höhe bietet: Eine Galerie im Eingangsbereich nimmt die typischen Themen wie Materialien aus Beton, Glas und Stahl sowie die klare Geometrie wieder auf und schafft damit architektonische Kohärenz im Innen- wie im Außenbereich des Hauses. Der Fußboden im Innenbereich besteht aus einem fugenlosen Edelestrich, der eine gewischte Optik aufweist und die Exklusivität des Gebäudes noch stärker betont. Die Lichtplanung, die großzügige Raumaufteilung und die Einbeziehung des Außenbereichs prägen die Gestaltung des Innenraumes nachhaltig.

Bad nach Maß

Das gesamte Mobiliar für den Sanitärbereich wurde mit hohem Aufwand nach Maß gefertigt. Es gibt eine Dusche mit Schwall neben der Wanne. Das Bad befindet sich in direkter Nähe zum Schlafraum. Ein besonderes Detail an diesem Raum – das Bad hat eine große Fensterfront, die zwar viel Licht hineinlässt, aufgrund der bedachten Konstruktion jedoch neugierige Blicke aussperrt. Zwischen Wanne und Dusche befindet sich ein Stück aufgemauerter Wand, die mit einer glasfaserverstärkten Keramikplatte verkleidet wurde.

Annette Sauer-Scholta, die auch als Dozentin für Architektur an der Universität Bochum tätig war, sagt zu ihrer Arbeit, mit der sie sich komplett identifiziert, dass sie gelebte Architektur sei und das sehen wir an dieser Immobilie zweifellos: Schnörkellose Architektur, die sich den Bedürfnissen der Bewohner anpasst, dabei ganz auf schmückende Elemente ohne Funktion verzichtet und auf diese Weise besondere Maßstäbe in der Ästhetik setzt – eben ganz im Stil der Klassischen Moderne.

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